Stipendienprogramm

Wir unterstützen engagierte junge Tansanier:innen bei ihrem Traum von einer Ausbildung im medizinischen Bereich, damit sie anderen Menschen helfen können.

Fachkräftemangel im Gesundheitssystem

Endulen e.V. fördert seit 2008 Projekte in der Gesundheitsversorgung in Tansania. In den letzten Jahren ist uns aufgefallen, dass der Mangel an medizinischer Infrastruktur und Ausrüstung nicht die einzige, häufig noch nicht einmal die primäre Herausforderung für das Gesundheitssystem ist. Vielmehr fehlt es gerade im ländlichen Raum an qualifiziertem medizinischen Personal.

Hohe Studiengebühren

Einer der Gründe für den Fachkräftemangel im ländlichen Raum sind neben relativ unattraktiven Arbeits- und Lebensbedingungen die hohen Studiengebühren. Diese erreichen selbst für Grundausbildungen meist mehr als tausend Euro pro Semester und sind für Tansanier:innen ohne entsprechendes Eigenkapital nicht finanzierbar. Dadurch steigt die Zahl der Beschäftigten im Gesundheitssystem nur langsam und Bildungsungerechtigkeiten werden weiter manifestiert.

Stipendien für engagierte junge Tansanier:innen

Um diesen Herausforderungen im Rahmen unserer Möglichkeiten entgegenzuwirken, hat Endulen e.V. 2016 mit der Finanzierung der Gynäkologie-Facharztausbildung von Dr. Kiondo Solomon erstmals einen Stipendiaten aufgenommen. Bis 2019 folgten sieben weitere Stipendiat:innen verschiedener medizinischer Studiengänge, die nun alle ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Es gibt eine traurige Ausnahme: Unser Stipendiat Alex Pastory James ist 2021 an den Folgen einer Covid-19-Erkrankung gestorben.

Evaluation & Umstrukturierung des Programms

In den Jahren 2021-22 haben wir unser Stipendienprogramm basierend auf unseren bisherigen Erfahrung vollständig neu organisiert und die Kriterien für die Aufnahme und Förderung angepasst. Nach einer zweijährigen Pause konnten wir dann im Sommer 2022 wieder neue Stipendiat:innen aufnehmen.

Bei der Auswahl der Stipendiat:innen spielen nun auch Faktoren wie ehrenamtliches Engagement, soziale und regionale Herkunft sowie das Geschlecht eine entscheidende Rolle. Das Programm trägt dadurch zum Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung SDGs bei:

Ziele des Stipendienprogramms

Unser Stipendienprogramm ermöglicht jungen und engagierten Menschen eine gute medizinische Ausbildung. Dadurch verbessert sich neben ihren persönlichen Zukunftsperspektiven vor allem die lokale medizinische Versorgung.

Qualifiziertes Personal

Von der individuellen Förderung profitiert die gesamte lokale Bevölkerung, da der Personalmangel in medizinischen Einrichtungen bekämpft wird und dadurch eine Verbesserung der medizinischen Versorgung zu erwarten ist.

Engagement

Wir erwarten von unseren Stipendiat:innen, dass sie sich über ihr Studium und ihren Beruf hinausgehend ehrenamtlich engagieren, ihr erworbenes Wissen mit anderen teilen und sich für das Gemeinwohl einsetzen.

Weiterbildung

Das Stipendium gibt jungen Menschen eine Perspektive und ermöglicht es ihnen, einen vielversprechenden Beruf zu erlernen.

Ein weiterer positiver Effekt des Programms ist ein Beitrag zur Bildungsgerechtigkeit, da der sozioökonomische Hintergrund sowie das Geschlecht während des Auswahlverfahrens berücksichtigt werden. Das hat zur Folge, dass der Anteil an gesellschaftlich eher benachteiligten Studierenden unter unseren Stipendiat:innen relativ hoch ist.

Wie setzen wir unsere Ziele um?

Wir haben ein ausgefeiltes Auswahlverfahren entwickelt, um die Tansanier:innen zu finden, die am besten für das Programm geeignet sind. Dabei werden wir durch unser Advisory Board, ein Team aus jungen Tansanier:innen, unterstützt, die uns helfen, Bewerbungen besser einschätzen zu können. Während der Auswahl legen wir besonders viel Wert auf gesellschaftliches Engagement und die Bereitschaft, in ländlichen Regionen zu arbeiten.

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Gesellschaftliches Engagement

Unsere Stipendiat:innen verpflichten sich, während ihres Studiums ein kleines soziales Projekt pro Jahr durchzuführen. So können sie zum Beispiel anderen Mediziner:innen Workshops aus ihrem Fachbereich geben, Erste Hilfe- oder Hygiene-Kurse in ihren Gemeinden anbieten.

Sostanius, einer unserer ehemaligen Stipendiaten, hat sich so zum Beispiel jahrelang beim Flying Medical Service (FMS) engagiert, der mit Kleinflugzeugen sehr abgelegene und mit Fahrzeugen kaum zu erreichende Gebiete medizinisch versorgt hat – leider wurde FMS 2022 von der tansanischen Regierung aus politischen Gründen die Fluglizenz entzogen.

Veronica wiederum, aktuelle Stipendiatin und angehende Pädiaterin, gibt Workshops für Mädchen und junge Frauen zu Menstruationshygiene und hilft bei der Verteilung von wiederverwendbaren Menstruationskits, was ein Projekt unseres Vereines ist und von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) extern kofinanziert wird.